Der achtjährige Fabian aus Güstrow wurde am 10. Oktober 2025 ermordet – und seine Leiche danach absichtlich verbrannt. Vier Tage später, am 14. Oktober, fanden Ermittler den kleinen Jungen an einem Tümpel in Klein Upahl, einem Dorf südwestlich von Güstrow. Die Tat schockierte ganz Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt, fast vier Wochen später, ist eine Frau in Untersuchungshaft: die Ex-Freundin des Vaters des Opfers. Die Staatsanwaltschaft Rostock bestätigte am 7. November 2025, dass ein Sexualdelikt ausgeschlossen werden kann. Doch die Grausamkeit des Tathergangs bleibt: Der Leichnam wurde nach dem Tod angezündet, vermutlich, um Spuren zu verwischen. Das ist kein Zufall. Das ist Planung.
Wie alles begann – ein verschwundener Junge
Fabian wurde am Freitag, den 10. Oktober, zum letzten Mal lebend gesehen. Seine Mutter meldete ihn vermisst – ein Anruf, der die Polizei in einen bis dahin unvorstellbaren Fall stürzte. Innerhalb von Stunden wurde eine Großfahndung gestartet. Doch die Spuren führten nicht zu einem Fremden, nicht zu einem Entführer, sondern in die enge, dunkle Welt des Familienlebens. Die Ermittler suchten nicht nach einem Fahrzeug, das in der Nacht durch Güstrow raste. Sie suchten nach einem Ort, an dem jemand die Wahrheit verbergen wollte. Und sie fanden ihn: an einem verlassenen Tümpel, wo das Feuer noch immer Rauch ausstieß, als die ersten Polizisten eintrafen.
Die Suche nach der Waffe – Schaufeln, Metalldetektoren und Ganzkörperanzüge
Was folgte, war eine der aufwendigsten Ermittlungsaktionen in der Region seit Jahren. Am 28. Oktober durchsuchten Beamte einen Bauernhof nahe Güstrow – Schicht um Schicht, mit Schaufeln und Metalldetektoren, einen Misthaufen ab. Sie suchten nach einem Messer. Einer Tatwaffe, die vielleicht in der Erde verborgen lag. Am 31. Oktober, kurz nach 14 Uhr, standen dieselben Beamten vor einer Mülldeponie, in Ganzkörperanzügen, mit Schutzmasken und Gummihandschuhen. Sie durchwühlten alte Kleidung, Plastik, verbrannte Stoffe. Jedes Stück war potenziell ein Beweis. Die Polizei sprach von "sämtlichen sachdienlichen Feststellungen zu Personen, Fahrzeugen und anderen Umständen" – ein bürokratischer Satz, der die Angst, die Wut, die Verzweiflung einer ganzen Gemeinde nicht ausdrücken kann.
Der Moment der Festnahme – eine Frau, die niemand kannte
Die Verdächtige, eine Frau, deren vollständiger Name bis heute nicht offiziell genannt wurde, war für die meisten Menschen in Güstrow unsichtbar. Sie war nicht die Mutter. Nicht die Tante. Nicht eine Nachbarin. Sie war die Ex-Freundin des Vaters – ein Name, der in den Akten auftauchte, aber nie in Gesprächen. Und doch: Sie war nah genug, um zu wissen, wann Fabian allein war. Nah genug, um zu wissen, wann niemand hinsah. Am Freitag, den 7. November, um 16:49 Uhr, wurde sie festgenommen. Ein Haftbefehl, der nicht nur auf Zeugenaussagen beruhte, sondern auf Spuren, die nur jemand hinterlassen konnte, der im Haus lebte – oder zumindest oft kam.
Warum so lange geschwiegen? Die Polizei und die Medien
Wochenlang schwieg die Polizei. Keine Details. Keine Fotos. Keine Namen. Nicht einmal, ob es einen Verdächtigen gab. Ein Sprecher erklärte: "Die Ermittlungen dürfen nicht behindert werden." Das war korrekt. Aber auch hart. Für die Nachbarn, die Fabian jeden Morgen auf dem Weg zur Schule grüßten. Für die Lehrer, die seine Zeichnungen an der Wand hielten. Für die Mutter, die jeden Tag hoffte, er sei nur weggelaufen. Erst am 30. Oktober, um 20:15 Uhr, in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst", wurde das erste Mal ein Bild von Fabian gezeigt. Millionen sahen zu. Und plötzlich – endlich – kamen Anrufe. Hinweise. Einer davon, so vermuten Ermittler, führte zur Festnahme.
Was bleibt? Eine Gemeinde, die nicht mehr vertraut
Die Tragödie von Fabian ist nicht nur ein Mordfall. Sie ist ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die zu oft stillschweigend akzeptiert, wenn Kinder in unsichtbaren Winkeln leiden. Wer hat gesehen, wie oft die Ex-Freundin des Vaters im Haus war? Wer hat bemerkt, dass Fabian plötzlich weniger sprach? Wer hat sich gefragt, warum er immer öfter allein war? In Deutschland gibt es Hunderte von Kinderschutzprogrammen. Doch sie greifen nur, wenn jemand sie ruft. Und wer ruft, wenn niemand hinhört?
Was kommt jetzt? Der Prozess und die offenen Fragen
Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft arbeitet weiter an Beweisen – Telefonprotokolle, Überwachungskameras, Zeugenaussagen. Ein Prozess wird kommen. Aber er wird nicht zurückbringen, was verloren ist. Fabian wird nicht mehr lachen. Nicht mehr Fußball spielen. Nicht mehr seine Mutter umarmen. Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise: Wer sah zwischen dem 10. und 14. Oktober ein Fahrzeug, das ungewöhnlich lang am Tümpel in Klein Upahl stand? Wer hörte ein Brennen, ein Schreien, ein Stille, die nicht normal war?
Ein Kind, das niemand retten konnte
Fabian war acht Jahre alt. Er mochte Bälle. Er mochte Regen. Er mochte es, wenn seine Mutter ihm vorlas. Er hatte noch nie einen Flug gebucht. Noch nie ein Eis im Urlaub gegessen. Und jetzt? Jetzt ist er ein Name in einer Akte. Ein Foto in einer Zeitung. Ein Schmerz, der nicht vergeht. Und die Frage bleibt: Wer hat ihn allein gelassen? Und warum hat niemand ihn gerettet?
Frequently Asked Questions
Warum wurde die Ex-Freundin des Vaters verdächtigt?
Die Ermittler haben Hinweise gefunden, die die Frau mit dem Tatort und der Zeit des Verschwindens verknüpfen. Sie hatte Zugang zum Wohnhaus, war in der Nähe des Tümpels in Klein Upahl beobachtet worden, und ihre Handynutzung passte zu den Zeitfenstern, in denen die Leiche abgelegt wurde. Zudem gab es Zeugenaussagen, dass sie in den Tagen vor dem Verschwinden ungewöhnlich aggressiv gegenüber Fabian gewesen sein soll.
Warum wurde die Leiche verbrannt?
Die Obduktion ergab, dass die Verbrennung nach dem Tod erfolgte – kein Unfall, sondern bewusste Spurenvernichtung. Das ist ein klassisches Merkmal von Tätern, die wissen, dass sie verdächtigt werden könnten. Die Wahl des Ortes – ein abgelegener Tümpel – deutet auf Planung hin. Der Täter wollte, dass niemand die Leiche findet. Oder dass sie nicht identifiziert werden kann.
Gab es vorherige Warnsignale?
Laut NDR Info wurden in der Schule und im Kindergarten keine offiziellen Anzeigen erstattet, doch einige Lehrer berichteten später, dass Fabian in den Wochen vor seinem Tod immer zurückhaltender geworden sei. Er zog sich zurück, weigerte sich, über zu Hause zu sprechen. Ein klassisches Verhalten bei Kindern, die misshandelt werden – aber oft übersehen, weil niemand nachfragt.
Wie reagiert die Polizei auf Kritik, zu lange geschwiegen zu haben?
Die Polizei betont, dass sie bewusst zurückhaltend war, um die Ermittlungen nicht zu gefährden – etwa durch falsche Hinweise oder Panik. Doch viele Experten kritisieren, dass eine frühere Öffentlichkeitsarbeit, etwa über die exakte Todeszeit oder das Fahrzeug, möglicherweise schneller zu einer Festnahme geführt hätte. Die Balance zwischen Transparenz und Ermittlungsschutz bleibt ein zentrales Dilemma.
Was kann getan werden, um solche Tragödien zu verhindern?
Kinderpsychologen und Sozialarbeiter fordern eine stärkere Vernetzung zwischen Schulen, Jugendämtern und Polizei. Fabians Fall zeigt: Warnsignale existieren oft – aber sie fließen nicht in ein System, das sie erkennt. Ein einheitlicher Meldekanal, der auch indirekte Hinweise wie Rückzug oder Angst erfasst, könnte Leben retten. Und vor allem: Jeder Erwachsene muss lernen, dass Schweigen keine Unschuld ist – sondern Mitverantwortung.